Formatives Denken

Formatives Denken

 
Das menschliche Denken war im Laufe der Entwicklung lange Zeit mit dem Emotionalen verbunden. Dieses formative Denken ist durch die gefühlsmäßige Wahrnehmung von Gegensätzen wie richtig/falsch, gut/schlecht, schwarz/weiß, entweder/oder, dafür/dagegen. Das ist das verbreitetste und untrainierteste Denken. Formatives Denken ist mechanisch, starr und begrenzt. Es beinhaltet die Übernahme der vorgefertigten Ansichten der Massen, die überhaupt nicht für sich selbst denken, sondern sich dem Massendenken anschließen. Formatives Denken ist nicht in der Lage, verschiedene Niveaus, verschiedene Möglichkeiten oder Erklärungen zu sehen, sondern ist dadurch gekennzeichnet, dass es vorschnelle Urteile fällt, ohne ausreichende Fakten zu haben, ohne Verständnis für andere Standpunkte. Es akzeptiert, was ihm diktiert wird, ohne weiter zu reflektieren. Dieser Umstand wird sowohl von kommerziellen als auch von konterrevolutionären Kräften ausgenutzt.


Das formulierende Denken hingegen geschieht absichtlich und kann durch tiefere Reflektion und Ergründung mehrere Seiten sehen und andere mögliche Perspektiven und Erklärungen entdecken, die für das formative Denken schwer zu erfassen sind. Es nimmt die Dinge nicht isoliert wahr, sondern sieht sie in Beziehung zu anderen, stellt sie in einen Zusammenhang. Es ist ein langsamerer Prozess, da er seine Gedankenformen mit größerer Genauigkeit aufbaut und dabei alle relevanten, objektiven und richtig bewerteten Fakten berücksichtigt.


Das kurzsichtige formative Denken kann mit dem symbolischen Bild von Ameisen verglichen werden, die auf verschiedenen Teilen eines Elefanten sitzen und daher unterschiedliche Beschreibungen und Auffassungen davon haben, was ein Elefant ist. Erst wenn wir herauszoomen und das Gesamtbild, das Ganze sehen, bekommen wir eine formulierende Erklärung der Angelegenheit.


Unsere Gedanken zeigen mit der Zeit eine Tendenz, sich zu verfestigen, zu kristallisieren, da es uns, wenn wir sie nicht in Frage stellen, immer schwerer fällt, sie zu ändern. Deshalb ist es nützlich, über Dinge nachzudenken, die wir für unbegreifbar halten, denn mit einer höheren Perspektive kann man offenbar weitere Erklärungen finden, die man erst dann sehen kann. Beispiele für formatives Denken sind, wenn die Suchenden zunächst Schwierigkeiten haben, Aussagen in den esoterischen Unterweisungen zu verstehen wie, dass man "sich selbst vergessen kann" oder "sich an sich selbst erinnern kann". Mit formativem Denken scheinen diese beiden Aussagen unvereinbar und im Gegenteil unverständlich. Aber das formulierende Denken erklärt, dass es zwei verschiedene "Selbste" gibt, auf die in den Aufforderungen Bezug genommen wird. Es erklärt, dass wir das niedere Selbst, d.h. die Wünsche und Bewusstseinsinhalte unserer niederen Hüllen, vergessen und uns stattdessen an das wahre Selbst, die Monade erinnern und uns darin üben sollten uns immer mehr in Selbstbewusstsein zu üben. Was also für den niederen Verstand schwer zu verstehen ist, findet seine Erklärung im Höheren.


Ein allzu formatives Denken ist ein Hindernis für die menschliche Bewusstseinsentwicklung. Wenn wir die Möglichkeit haben sollen, uns zu entwickeln, müssen wir es durch eigene Anstrengung überwinden. Indem wir über Beispiele nachdenken, die wir bei uns selbst studieren können, und vor allem auch bei anderen, können wir Dinge über uns selbst entdecken und aus ihnen lernen. Wenn wir unserer Grenzen bewusst werden, können wir solche Beispele entdecken und darüber nachdenken. Dann können wir leichter vermeiden, in dieselben alten Fallen zu fallen und stattdessen unser Denken weiterentwickeln.

Buchtipps

- für inneres Wachstum



„Wissen um die Wirklichkeit“

„Der Stein der Weisen“

„Der Weg des Menschen“

„Lebenswissen Eins“

und weitere Bücher von Henry T. Laurency


„Ätherhülle“

„Die Erklärung“

von Lars Adelskogh


„Der Vierte Weg”

„Psychologie der möglichen Evolution des Menschen”

von P. D. Ouspensky